Viele Menschen sind aktuell unzufrieden, weil sie ihr Tages-Soll nicht erfüllen oder das Gefühl haben, ihren verschiedenen Aufgaben und Rollen nicht gerecht zu werden. „Wie k.o. ich am Abend bin und wie viel trotzdem liegen geblieben ist steht in keiner Relation“, bemerkt ein vierzigjähriger Vater kopfschüttelnd. „Letzte Woche habe ich wieder nicht geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Dabei habe ich doch jetzt Zeit!“, ärgert sich eine junge Frau. „Die Schulaufgaben fertig zu machen war gestern gar nicht möglich. Das darf natürlich nicht so weitergehen!“, stöhnt die Mutter einer Grundschülerin.
Warum wir gerade nicht so viel leisten können
„Die aktuell herrschenden Lebensumstände haben einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit.“, beschreibt Lisa Bokeloh, Psychologin des Beratungs- und BildungsCentrums der Diakonie Münster. Daher sei es nicht verwunderlich, dass wir regelmäßiger und früher als gewohnt an unsere Grenzen kommen. Wir alle stehen vor der Herausforderung mit neuen und alten Belastungen konfrontiert zu sein, bei gleichzeitig reduzierten Gelegenheiten des „Auftankens“ und der Unterstützung. Dazu kommen diverse Sorgen, z.B. um die Ansteckungsgefahr, die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie oder das Auftreten einer „zweiten Welle“. Aber auch auf subtilere Weise sind wir durch Covid-19 beeinflusst, da es sich bei dem Virus um eine für uns unsichtbare Gefahr handelt. Das kann zu einem permanenten Stressgefühl im Hinterkopf führen, welches uns Energie kostet.
70 % sind die „neuen 100 %“
Demnach erbringen wir zurzeit durch die reine Bewältigung unseres Alltages und die Einhaltung der Maßnahmen bereits eine große Leistung. Wir dürfen uns also auf die Schulter klopfen für jeden kleinen Schritt und jeden geschafften Tag. „Auch wenn ein gewisser Leistungsanspruch motivierend sein kann, laufen wir derzeit eher die Gefahr uns mit erhöhten Erwartungen zu überfordern und zu frustrieren.“, berichtet Bokeloh. Entsprechend berichtet eine Mutter dreier Kinder: „70% müssen halt reichen – mehr geht im Moment einfach nicht!“ Eine ähnliche Erfahrung machte auch ein junger Mann in der Beratung: „Letzte Woche hatte ich dann den Gedanken ‚Moment mal, du musst doch gerade nichts!‘ Besondere Zeiten erfordern schließlich auch besondere Maßstäbe.“ Durch diese innere Erlaubnis sei ihm viel Druck von den Schultern abgefallen.
Am wichtigsten ist, dass es uns gut geht.
Was glauben Sie, wird Ihnen rückblickend auf diese Zeit wichtig sein? Eine 43-jährige Mutter zweier Kinder beschreibt dies wie folgt: „Es ist wichtiger, dass meine Kinder psychisch heil aus dieser Situation herauskommen als mit perfekt erfüllten Lernplänen.“ Was wird Ihnen und ihren Nächsten in Erinnerung bleiben? „So unglaublich anstrengend das Home-Office mit Familie auch ist, ist es auch schön, meinen Sohn mehr mitzuerleben“, berichtet der Vater eines Fünfjährigen. Wie können Sie dafür sorgen, dass es Ihnen weiterhin gut geht? Eine Frau Mitte fünfzig beschreibt ihre Erfahrung wie folgt: „Ich brauche gerade einen anderen Takt und gehe insgesamt langsamer und bewusster durchs Leben.“ Am Ende des Tages – darüber stimmen die meisten Menschen überein – sei es am wichtigsten, dass es uns und unserer Familie und Freunden gut geht und dass wir gesund sind.
Sie suchen ein Gegenüber, um sich in der aktuellen Situation zu entlasten oder sich mit ihren eigenen Ansprüchen und Werten auseinanderzusetzen? Das Team der Psychologischen Beratung des Beratungs- und BildungsCentrums der Diakonie steht Ihnen gerne unterstützend zur Seite.
Kontaktdaten und Erreichbarkeit:
Tel: 0251/490 150
Mail: bbc@diakonie-muenster.de
montags-mittwochs von 9.00-16.30 Uhr
donnerstags von 9.00-18.00 Uhr
freitags von 9.00-13.00 Uhr