Schwanger zu sein und ein Baby zu bekommen bedeutet etwas Schönes! Dem Ungeborenen ein Nest herrichten, sich auf die Geburt vorbereiten z.B. durch einen Geburtsvorbereitungskurs, Schwangerschaftsyoga oder den persönlichen Kontakt zu einer Hebamme oder zu einer Schwangerschaftsberatungstelle. Doch Corona stellt Schwangere vor ernome Herausforderungen.
„All das ist derzeit nicht möglich und führt zu einer großen Verunsicherung bei den werdenden Eltern“, berichtet Kerstin Gondek, die als Sozialpädagogin in der Schwangerschafts- und Konfliktberatung des Beratungs- und BildungsCentrums der Diakonie tätig ist. „Darf mein Partner mit zur Geburt kommen?“, fragte eine Klientin im ersten Telefonkontakt mit brüchiger Stimme.
Eltern verfolgen das Ziel, ihre Kinder zu schützen und zu behüten, um es bestmöglich auf das Leben und die unbekannte Welt vorzubereiten. Was aber, wenn diese Welt derzeit nicht nur dem Baby fremd ist?
Eine „normale“ Zukunft für das Kind?
„Ich freue mich riesig auf mein Kind, aber wie soll das alles weitergehen?“, grübelt eine 35-jährige Einzelhandelskauffrau, die sich an Kerstin Gondek gewandt hat. Sie hat die große Sorge, dass ihr Kind in eine Welt geboren wird, in der Chaos herrscht und jegliche Normalität in Ungewissheit umgewandelt wurde. Sie fragt sich: „Welche Bedeutung wird es für uns als Familie haben, unser Kind nicht stolz den Großeltern und Freunden präsentieren zu können? Bekommt unser Kind einen Knacks, wenn wir ihm den Kontakt zu anderen Erwachsenen verwehren?“
„Wir Erwachsenen sind es, die diese tiefe Sehnsucht nach Sozialkontakten verspüren“, erläutert Kerstin Gondek. „Vor allem, wenn so etwas Großes in unserem Leben passiert, wie die Geburt eines Kindes möchten wir dies mit anderen teilen.“
„Ein Säugling benötigt lediglich die Gewissheit, seine primären Bezugspersonen in seiner Nähe zu wissen,“ erklärt die Fachfrau für Bindungsfragen. Zweifelsohne resümiert Kerstin Gondek, könne ein Baby ohne menschliche Nähe, Schutz und Zuwendung nicht gesund heranwachsen. Um seinem angeborenen Erkundungsdrang folgen zu können und seine Neugier zu befriedigen, benötige ein Kind die Sicherheit einer verlässlichen Bezugsperson. “Sicherheit und Geborgenheit erfährt das Kind vor allem über den engen Körperkontakt zu den Eltern“, so Gondek. “Bereits ab der Geburt ist das Verhalten eines Babys darauf ausgerichtet, vorrangig mit Mutter und Vater eine gefühlsmäßige und dauerhafte Bindung einzugehen.“ Weinen, Nachfolgen oder die Suche nach Nähe gehören zum typischen Bindungsverhalten eines Säuglings. Indem Eltern ihre Kinder trösten, Blickkontakt herstellen, Wickel- und Füttersituationen sprachlich begleiten, auf den Arm nehmen und beruhigen, gehen sie adäquat auf die Signale und somit auf das Bindungsbedürfnis ihres Kindes ein.
Reden hilft
Gerade in der Corona-Krise sollten Eltern darauf vertrauen, dass sich die Bindung aus der wechselseitigen Beziehung zwischen dem Kind und seinen primären Bezugspersonen entwickelt. Insbesondere in den ersten Lebensmonaten geht es darum, sich mit dem Kind vertraut zu machen. Natürlich können auch weitere Personen, wie Großeltern, der erweiterte Familienkreis und Freunde zu wichtigen Bezugspersonen werden. Auf die Qualität des Bindungsverhaltens, insbesondere im ersten Lebensjahr, haben sie allerdings keinen Einfluss.
Für viele werdende Eltern ist es gerade jetzt hilfreich, sich mit der Unsicherheit auseinanderzusetzen. Die Rollenfindung und die Neuorganisation des Alltags verlangt den werdenden Müttern und Vätern einiges ab. „Die Corona Pandemie setzt noch einen oben drauf“, so Kerstin Gondek – und erklärt: „Wir möchten die Menschen ermutigen, mit ihren Fragen und Sorgen rund um das Neugeborene in Austausch zu gehen.“ Das Beratungs-und BildungsCentrum der Diakonie bietet allen Menschen im Kreis Münster kostenfrei die Möglichkeit, sich mit ihrer Freude, aber auch mit ihrer Unsicherheit an uns zu wenden.
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