„Atme ein, atme aus. Und? Riechst Du es auch? Da ist es endlich: das Frühjahr! Deine Nasenflügel weiten sich. Der Duft der ersten Blumen, der Erde, des frisch geschnittenen Rasens erfüllt Deine Lungen. Du lächelst, denn Du hast die Gewissheit: Jetzt gibt’s draußen bald wieder was zu tun. Dein Garten braucht Dich, er will geweckt werden. Die Sonne hilft Dir dabei. Du krempelst die Ärmel hoch.“
„Spinnt Pfarrer Sander jetzt?“ Nein! Der hat nur bei einer Baumarktwerbung geklaut: „Singing „Yippie ya ya yippie yippie yeah“- Hornbach, es gibt immer was zu tun!“ Na, hoffentlich hast Du in diesen Zeiten einen Garten, einen Balkon oder in der Nähe was Grünes, damit Du Social distancing durchhalten kannst. „Cocooning“ heißt ja ansonsten heute das Zauberwort – die Leute richten es sich zu Hause kuschelig ein. Im Winter, bei Regen, Wind und Kälte kein Problem. Aber wenn die Piepmätze frühmorgens brüllen, dass es draußen wieder verlockend warm wird? Und wenn Parks, Liegewiesen, Fußgängerzonen und öffentliche Plätze zum GruppenSitIn verführen? Und das jetzt bei den stürmischen virusgefährdeten Zeiten! Hammerhart…
Fällt mir der Apostel Paulus ein. Sitzt mit einem Kumpel nach einem Aufruhr ohne Prozess zusammengeschlagen, misshandelt, blutend in Ketten gelegt, im finstersten Kerker. Cocooning ist was anderes! Um Mitternacht fangen die zwei an, zu singen und zu beten. Ey, geht´t noch? Realitätsferne biblischer Geschichten? Was haben die da gemacht? – Die Antwort ist ganz simpel: sie haben gemacht, was sie auch sonst gemacht haben. Reden mit dem lebendigen Gott über sich und die Welt gehörte untrennbar zu ihrem Leben. Stürmische Zeiten? Sonnige Frühlingstage? Alles in Verbindung mit dem lieben Gott bringen – selbstverständlich für die. „Danke für das unfassbare Glück!“ „Schau dir mein schreckliches Leid an und lass mich nicht auch noch allein!“ – kann auch jeder von uns heute Abend auf dem Kopfkissen! „Sauerstoff ist etwas Tolles“, sagt der Frischluftfan, Firmenpatriarch und Multimillionär Albrecht Hornbach. Recht hat er, egal, ob jetzt im Garten oder am offenen Fenster – und das klappt auch ganz privat und nur mit Engvertrauten. Und der Paulus hat auch Recht, das ganze! Leben mit dem lebendigen Gott verbinden, Danke-sagen und Klagen und Weinen. Das klappt auch ganz allein und persönlich – auch mal zwischendurch.
Mit dem Start in die Frühjahrssaison geht über den Schraubermärkten die Sonne auf. Wir hoffen doch mal alle und leisten jeder unseren verantwortlichen Beitrag, dass die Sonne auch für uns und weltweit wieder aufgehen wird und wir dann gemeinsam singen: Yippie ya ya yippie yippie yeah.
Liebe Grüße,
Pfarrer Lothar Sander